Mit einer akademischen Feierstunde im Saal der Alten Ev. Kirche St. Johann eröffnete die Hochschule für Musik Saar am 20. Oktober 2025 das Wintersemester 2025/26 und begrüßte insbesondere ihre neuen Studierenden.
In ihrem Grußwort hob Jessica Heide, Staatssekretärin für Bildung und Kultur, die besonderen Qualitäten der saarländischen Musikhochschule hervor: „An der HfM Saar, einer kleinen, aber weltoffenen Hochschule, erwartet die Studierenden ein familiäres Umfeld, in dem Musik als universelle Sprache Grenzen überwindet und Menschen miteinander verbindet. Hier studieren, lehren und musizieren Menschen aus vielen Nationen in einer Atmosphäre gegenseitiger Wertschätzung und bereichern damit das kulturelle Leben des Saarlandes. Diese gelebte Vielfalt prägt das künstlerische Profil der Hochschule ebenso wie ihr offener, inspirierender Geist.“ Mit dem neuen Quereinstiegsmaster Musik setze die HfM Saar zudem „ein starkes Zeichen für Innovation, Durchlässigkeit und Verantwortung in der Ausbildung zukünftiger Musiklehrkräfte“ und leiste damit einen bedeutenden Beitrag zur kulturellen Bildung im Land.
„Wenn die Sprache des Geldes verstummt, bleibt die Sprache der Musik“
HfM Saar-Rektor Prof. Hans Peter Hofmann betonte in seiner Rede die Bedeutung der Kultur: „Wir leben in einer Zeit, in der alles messbar scheint – und doch so vieles seinen Sinn verliert. Wir haben gelernt, die Dinge zu berechnen, aber nicht mehr, sie zu verstehen. Wir haben Reichtum geschaffen, aber auch Entfremdung. Der Mensch hat das Göttliche im Äußeren gesucht – und dabei oft das Innere übersehen. Doch es gibt etwas, das diese Verbindung zum Geistigen nie ganz verloren hat: die Kultur.
Kunst, Musik, Tanz, Dichtung – sie alle sind Ausdruck jener tiefen Schwingung im Menschen, die sich dem Materiellen entzieht. Wenn die Sprache des Geldes verstummt, bleibt die Sprache der Musik. Wenn Zahlen nicht mehr reichen, um das Leben zu deuten, dann beginnen wir zu singen, zu malen, zu erzählen. Musik war seit jeher Trägerin des Spirituellen. Schon in alten Tempeln, bei Ritualen und in Gemeinschaften war sie das Band zwischen Himmel und Erde. Sie hat keine Währung, und doch vermag sie, das Herz zu öffnen, den Geist zu heilen, Gemeinschaft zu stiften.
Wie Beethoven laut Korrespondenz mit Bettina von Arnim sagte: ‚Die Welt muss ich verachten, die nicht ahnt, dass Musik höhere Offenbarung ist als alle Weisheit und Philosophie.‘“
AStA-Vorsitzende fordert „Mut zur Veränderung“
Kritische Überlegungen zu den Themen Diversität, Relevanz von Kultur und Mut zur Veränderung stellte Eva Donner, die Vorsitzende des AStA der HfM Saar, in ihrer Rede an. So forderte sie, die Stimmen zu verstärken, die lange nicht gehört wurden: „Frauen, People of Colour, queere Menschen – Menschen, die jahrhundertelang gar nicht oder nur teilweise in unserer ‚Hochkultur‘ existieren durften. Menschen, die zusehen müssen, wie ihre Rechte auch heute auf der ganzen Welt immer weiter eingeschränkt werden.“
Das größte Ziel von Musikerinnen und Musikern müsse es sein, auch diejenigen zu erreichen, die Kultur bisher nicht erleben konnten. „Dabei kann es nur helfen, wenn wir auch über den Tellerrand der Klassik hinausschauen und Stimmen aus anderen Genres, Kunstformen und Stilrichtungen ganz besonders hören“, so Eva Donner.
„Musik ist für alle da. Konzerte sind für diejenigen da, die privilegiert genug sind, sie zu erleben. Diese Strukturen zu hinterfragen und zu überwinden, braucht Mut.“ Die Lehrenden könnten dazu beitragen, „dass eine mutige, selbstbewusste und empathische Generation heranwächst, die Neues wagt, ohne Tradition zu vergessen“. Die Studierenden ermutigte die AStA-Vorsitzende dazu, Strukturen zu hinterfragen, Räume zu öffnen und Privilegien sichtbar machen.
Zukunftsträchtige Zusammenarbeit: HfM Saar und Saarländisches Staatstheater könnten als „Campus der Künste“ zu einem Alleinstellungsmerkmal für das Saarland werden
„Die Bühne als Brücke – Synergien, Chancen, Zukunftsmodelle für einen Dialog zwischen Praxis und Ausbildung“, so lautete das Thema des akademischen Festvortrags von Prof. Michael Schulz. Der Generalintendant des Saarländischen Staatstheaters (SST) entwarf darin die Vision eines „Campus der Künste“ an einem neuen gemeinsamen Ort. Durch eine noch engere Verzahnung von Saarländischem Staatstheater und HfM Saar könne ein „Ort des gemeinsamen Lernens, Lehrens und Erprobens“ entstehen, beispielsweise durch den weiteren Ausbau von Akademieangeboten und grenzüberschreitenden Studios. Die bevorstehenden Sanierungsmaßnahmen beider Institutionen biete die Chance, „noch näher zusammenzurücken und an einem neuen gemeinsamen Ort zusammenzuarbeiten.“
Doch „Zukunft und Innovation braucht Investition!“, appellierte Prof. Michael Schulz an die Politik, diese nachhaltige bundesweit einzigartige Kooperation von Theater und Hochschule finanziell zu ermöglichen. In der Verstetigung dieser Zusammenarbeit sieht der Generalintendant des Saarländischen Staatstheaters nicht weniger als „die Zukunft des künstlerischen Ausdrucks“.
Rahmenprogramm mit Klassik und Jazz
Das musikalische Rahmenprogramm der akademischen Feierstunde gestalteten Anastasija Telko (Mezzosopran), Vadym Kharov (Tenor), Theanos Tzimarakas (Bass), Thomas Schillo (Violine), Paula Prudlo (Violoncello), Elen Adamyan (Klavier) mit zwei Stücken aus Ludwig van Beethovens Schottischen Liedern, op. 108, für Singstimmen und Klaviertrio sowie die Jazzstudierenden Sandrine Lisken (Gesang), Benedikt Simon (Klavier) und Frederik Wittig (Schlagzeug).