Jean Guillou zum Honorarprofessor der Hochschule für Musik Saar bestellt

Im Rahmen einer Feierstunde des Senats der Hochschule für Musik Saar ist der international renommierte Organist und Hochschul-Dozent Jean Guillou zum Honorarprofessor der HfM Saar bestellt worden. HfM-Rektor Prof. Wolfgang Mayer überreichte im Beisein von Mitgliedern des Senats sowie des französischen Generalkonsuls in Saarbrücken, Frédéric Joureau, und des saarländischen Ministers für Bildung und Kultur, Ulrich Commerçon, die Ernennungsurkunde.

In seiner Begrüßung verwies HfM-Rektor Prof. Mayer auf die langjährige fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Nachbarland Frankreich im Bereich der Orgelausbildung, die mit Namen wie Daniel Roth, Theo Brandmüller, Jörg Abbing und nun auch mit dem klangvollen Namen von Jean Guillou verknüpft ist. Kulturminister Ulrich Commerçon bezeichnete die Bestellung Jean Guillous zum Honorarprofessor der HfM Saar als eine “Bereicherung der deutsch-französischen Kulturlandschaft” und der französische Generalkonsul in Saarbrücken, Frédéric Joureau, lobte die “hervorragende deutsch-französische Zusammenarbeit insbesondere im Bereich der Musik”, die mit der Auszeichnung von Jean Guillou einen neuen Höhepunkt erfahren habe.

In seiner Laudatio würdigte HfM-Professor Jörg Abbing Jean Guillou als “wahrhaftigen Künstler und Wahrheitssucher”. Er habe, das zu Unrecht als veraltet geltende Instrument Orgel zu neuem Leben erweckt, in dem er es aus seinem angestammten kirchlichen Umfeld in neue Sphären führte. Gleichzeitig betonte Abbing die großen Verdienste Jean Guillous als Kirchenmusiker, insbesondere innerhalb seiner jahrzehntelangen Funktion als Titularorganist der Pariser Hauptkirche St. Eustache. Der neue Honorarprofessor der HfM Saar bedankte sich sichtlich gerührt für die Auszeichnung.

Jean Guillou wurde am 18. April 1930 in Angers (F) geboren. Bereits als Jugendlicher entwickelte er eine besondere Affinität zur Orgel. 1945 begann Guillou am Pariser Konservatorium ein Orgelstudium bei Marcel Dupré, hinzu kamen Kurse in Werkanalyse bei Olivier Messiaen und Harmonielehre bei Maurice Duruflé. 1955 erhielt er einen Ruf als Professor ans Istituto de Musica Sacra in Lissabon. Von 1958 an lebte Guillou in Berlin, bis er 1963 als Titularorganist der Pariser Hauptkirche St. Eustache nach Frankreich zurückkehrte. Bei den jährlichen Züricher Meisterkursen wirkte er von 1970 bis 2005 als Dozent für Orgelimprovisation und Interpretation.

Guillous technische Fertigkeiten sowie sein individuelles Verständnis für die Improvisationskunst machten ihn zu einem der weltweit führenden Orgelvirtuosen. Mit seinem außergewöhnlichen Gespür für Registrierung und Rhythmus hat sich der Komponist nicht zuletzt um die Interpretation Johann Sebastian Bachs verdient gemacht, dessen gesamtes Orgelwerk er in Konzertzyklen immer wieder zur Aufführung bringt. Auch als Pianist erntete Guillou internationale Anerkennung. So erweckte er die lang vergessene Klaviersonate des Liszt-Schülers Julius Reubke zu neuem Leben. Guillou ist Autor verschiedener Musikbücher: “L’Orgue, Souvenir et Avenir” und “La Musique et le Geste”. Seine exzellenten Kenntnisse der Orgel machten ihn darüber hinaus zu einem gefragten Berater für Orgelbauer. Bekannte Instrumente, wie die Orgeln der Tonhalle Zürich und des Auditorio de Tenerife, gehen auf seine Entwürfe zurück.

Guillou wurde unter anderem ausgezeichnet mit dem Preis der Liszt Akademie in Budapest (1982), dem International Performer of the Year Award (1982) sowie der Diapason d’Or und dem Prix Choc du Monde de la Musique (1991).


HfM-Rektor Prof. Wolfgang Mayer überreicht die Ernennungsurkunde an Jean Guillou im Beisein des französischen Generalkonsuls in Saarbrücken, Frédéric Joureau (r.), und des saarländischen Ministers für Bildung und Kultur, Ulrich Commerçon (2.v.l.). Links im Bild: Madame Guillou.